Medienbildung

Medienbildung

Die Lebensbereiche unserer Gesellschaft sind erfüllt von Medien unterschiedlichster Art. Medien bieten heutzutage jederzeit und überall die Möglichkeit, mit anderen Menschen zu kommunizieren, sich auszutauschen und Wissen bzw. Informationen abzurufen. Medien regen auch vielfach zur kreativen Nutzung und Gestaltung an. Sie sind längst zu einem unverzichtbaren Aspekt der heutigen Lebens- und Berufswelt geworden. Neue Medienformate, neue Technologien und neue Anwendungsgebiete verändern und beschleunigen laufend den persönlichen Lebensbereich sowie die schulischen und beruflichen Anforderungen.

Was ist Medienbildung?

Eine umfassende Medienbildung ist daher wichtiger denn je, geht jedoch weit über die reine Vermittlung der Nutzungskompetenzen unterschiedlicher Medien hinaus. Vielmehr zählt sowohl die Fähigkeit zur konstruktiven und kritisch hinterfragenden Mediennutzung, als auch die kreative, verantwortungsbewusste und nutzbringende Integration von Medien aller Art in die eigene Lebenswelt dazu. Medienbildung umfasst daher das Lernen mit und über Medien.

Warum Medienbildung?

Eine umfassende Medienbildung dient nicht nur dazu, sich in einer von Medieninhalten geprägten Umwelt besser zurechtzufinden, sondern trägt auch zur „Immunisierung“ gegen mögliche negative Einflüsse von Medieninhalten bei. Medienbildung ist daher von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung aktueller Lebens- und Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen. Sie ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Qualifikation und Stärkung für ihre spätere Arbeits- und Berufswelt, ihre gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe sowie ihre persönliche Lebensgestaltung. Nicht nur die Vermittlung der Nutzungskompetenzen unterschiedlicher Medien, sondern auch das Wissen über mögliche Einflüsse, Wirkungen und Gefahren von Medien ist wesentlich, um an eine kritisch-hinterfragende, verantwortungsbewusste und konstruktive Mediennutzung heranzuführen.

Das Dagstuhl-Dreieck

Gemäß dem Dagstuhl-Dreieck hat jede Erscheinungsform der Digitalisierung sowohl technologische, gesellschaftlich-kulturelle als auch anwendungsbezogene Aspekte, die sich gegenseitig beeinflussen. Um selbstbestimmt mit digitalen Systemen umgehen zu können, ist es nicht nur notwendig, ihre Nutzungsmöglichkeiten zu kennen. Wesentlich ist auch, digitale Systeme zu verstehen, hinsichtlich von Wechselwirkungen mit dem Individuum und der Gesellschaft zu bewerten und ihre Einflussmöglichkeiten zu sehen. Das Dagstuhl-Dreieck definiert daher drei Perspektiven, unter welchen die unterschiedlichen Erscheinungsformen der digitalen vernetzten Welt in der Schule betrachtet und hinterfragt werden sollten:

  • Technologische Perspektive: Wie funktioniert das?
    Schaffung von technologischen Grundlagen und Hintergrundwissen für die Mitgestaltung der digitalen vernetzten Welt

  • Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive: Wie wirkt das?
    Untersuchung der Wechselwirkungen der digitalen vernetzten Welt mit Individuen und der Gesellschaft

  • Anwendungsbezogene Perspektive: Wie nutze ich das?
    Zielgerichtete Auswahl von Systemen und deren effektive und effiziente Nutzung zur Umsetzung individueller und kooperativer Vorhaben

Medienkompetenz

Der Medienpädagoge und Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke machte die Reichweite und den Umfang des Medienlernens schon in den 1990er Jahren deutlich und entwickelte das „Bielefelder Medienkompetenzmodell“. Medienkompetenz steht dabei für ein Gestaltungsziel auf überindividueller, gesellschaftlicher Ebene innerhalb eines Diskurses zur Informationsgesellschaft. Die Nutzer:innen sollen dazu befähigt werden, die neuen Möglichkeiten der Informationsverarbeitung souverän handhaben zu können und sich in der computerisierten Medienwelt zurechtzufinden. Er differenzierte den Begriff Medienkompetenz daher in vier Dimensionen aus:
 

Medienkritik:

  • Analytisch: problematische gesellschaftliche Prozesse angemessen erfassen; Medienentwicklungen nicht kritiklos hinnehmen sondern „unterscheidend“ beurteilen können
  • Reflexiv: in der Lage sein, das analytische Wissen auf sich selbst und sein Handeln anzuwenden
  • Ethisch: analytisches Denken und reflexiven Rückbezug in ethische Konzepte einbinden

Medienkunde:

  • Informativ: Klassische Wissensbestände, Wissen über Medien(systeme)
  • Instrumentell-qualifikatorisch: Fähigkeit zur Bedienung neuer Medien

Mediennutzung:

  • Rezeptiv-anwendend: Fähigkeit das Gelesene, Gehörte oder Gesehene zu verarbeiten (Programm-Nutzungskompetenz)
  • Interaktiv-handelnd: Nicht nur Rezipient, sondern auch selbst Anbieter von Medienbotschaften sein (z.B. durch Fotografieren, Erstellen eines Videofilms, Telebanking etc.)

Mediengestaltung:

  • Innovativ: Veränderungen und Entwicklungen des Mediensystems
  • Kreativ: ästhetische Varianten; über die Grenzen der alltäglichen Kommunikationsroutinen hinausgehen

Ziel der Medienpädagogik ist die Förderung der Medienkompetenz. Medien sollen daher einerseits Hilfsmittel zur Erreichung pädagogisch reflektierter Ziele sein (Mediendidaktik), andererseits aber auch Thema und Gegenstand des Unterrichts, so dass an eine aktive, gestalterische und auch kritisch-hinterfragende Mediennutzung herangeführt wird (Medienerziehung, Medienkunde, Mediengestaltung).